Was Albstadts und Balingens Oberbürgermeister für die Städte und den Landkreis erreichen wollen

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Was können die beiden neuen Oberbürgermeister in Albstadt und Balingen für ihre Städte UND für den Landkreis tun? Unter dieser Leitfrage stand das Kamingespräch der Denkfabrik Zollernalb, bei dem Olaf Baldauf und Albert Sauter mit Dirk Abel und Roland Tralmer diskutierten. Die vier Themenblöcke: Verkehr, Zentralklinikum, Energie- und Datenstruktur sowie Wirtschaft, Hochschule und Fachkräfte(mangel).

Der Kamin war beim Kamingespräch der Denkfabrik Zollernalb mit den neuen Stadtoberhäuptern der Großen Kreisstädte im Zollernalbkreis zumindest nicht im Bild des Live-Streams zu sehen. Die Titulierung des Austauschs traf aber den Kern eines informativen Treffens und Austauschs im kleinen Kreis.

„Sie beide spielen eine wichtige, wenn nicht die zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung unseres Landkreises“, stellte Olaf Baldauf, Mitglied der Denkfabrik und Albstädter Unternehmer, gleich zu Beginn der Diskussion um brennende Themen für die Region Zollernalb klar. Im Gespräch ging es dann auch darum, welche Potenziale der Landkreis hat, wie sie gehalten werden sollen und welche Zukunftschancen sich daraus ableiten lassen. Dazu notwendig sei, Kräfte zu bündeln und über den Tellerrand hinauszuschauen.

Das wurde auch gleich beim ersten der vier Themenblöcke – Verkehr mit den Unterthemen Regionalstadtbahn, B27-Ausbau, B463-Umfahrung und Hurdnagelanschluss – deutlich. Balingens neuer OB Dirk Abel erklärte anhand seiner Erfahrungen aus seiner früheren Tätigkeit im Regierungspräsidium zunächst die Hintergründe und warum grundlegende Planänderungen für Verzug beim B27-Ausbau in Richtung Norden gesorgt haben.

Straßen auch für E-Mobilität denken

Albert Sauter, Balinger Unternehmer und Mitinitiator der Denkfabrik, appellierte einmal mehr: Das politische Gewicht aus dem Zollernalbkreis müsse immer wieder in die Waagschale der Entscheider geworfen werden. Das bedeute: regelmäßig im RP und Verkehrsministerium nachzufragen und anzumahnen. Hierfür brauche es aber auch die Unterstützung der Abgeordneten, wandte Abel ein – ohne die gewichtige Aufgabe der Oberbürgermeister in Abrede zu stellen.

Er stellte zudem klar: Der Ausbau von Straßen „kommt in der Verkehrsdiskussion heutzutage zu kurz“. Denn: Für E-Mobilität benötige es ebenso wie für die Logistik gut ausgebaute, zentrale Straßen. Für ihn gehöre der vierstreifige Ausbau ab Bodelshausen, aber auch der Schindhaubasistunnel in Tübingen dazu, um den Zollernalbkreis zu stärken. Das Engagement der Politiker dafür müsse jedoch konzertiert sein.

OBs als „Social Engineers“

Von einer Bundesstraßenproblematik zur nächsten: die B463-Umfahrung Lautlingens. Das Konstrukt Neckar-Alb sei manchmal etwas zu Tübingen- und Reutlingen-lastig, stellte Albstadts neuer OB Roland Tralmer fest. Umso notwendiger sei es, den Zollernalbkreis zu positionieren. „Die Anbindung der einwohnerreichsten Stadt im Landkreis, Albstadt, an Balingen und den mittleren Neckarraum ist auf hinreichende Straßenverhältnisse angewiesen.“ Gerade am Beispiel Lautlingen werde deutlich, dass ein Oberbürgermeister nicht nur Verwalter, sondern zudem (Lokal-)Politiker sein müsse. Sprich: die Bürger mit ihren Anliegen zusammenzuführen.

Die Vermittlerrolle einzunehmen sei wichtig, um durch Informationen und Gespräche beispielsweise manche Klage, die ein Verfahren verzögert, hinfällig zu machen. Als Städte dürfe man sich außerdem nicht zurücklehnen, weil die Vorhaben derzeit „erst“ im Planfeststellungsverfahren seien, sondern deren Notwendigkeit „schon in den kommenden Wochen und Monaten proaktiv ins Gespräch bringen“.

Große Bedeutung der Regionalstadtbahn für Personen- und Güterverkehr

Einig waren sich Abel und Tralmer auch über die große Bedeutung der Regionalstadtbahn für die Städte und für den gesamten Landkreis – für Personen- und Güterverkehr gleichermaßen, und ohne die Straße aus dem Blick zu verlieren. Die beiden Städte müssen das Gewicht des Landkreises in Person von Landrat Günther-Martin Pauli im Zweckverband stärken, meinte Tralmer. Das heikle Thema, der „Wurmfortsatz“ Talgangbahn, wie Tralmer formulierte, müsse weiterhin Thema in Albstadt sein. Aus dem Wahlkampf nimmt er für sich mit: Etliche Albstädter unterschätzen die Rolle der Bahn zwischen Ebingen und Onstmettingen (noch) und reduzieren sie auf den ehemaligen Schellamatheis.

Deutlich weniger konkrete Antworten und Lösungsansätze hatten die beiden OBs derzeit noch auf Baldaufs Fragen hinsichtlich der bundespolitischen Energiepolitik, heruntergebrochen auf die kommunale Ebene. Sie betonten aber die Bedeutung der Stadtwerke vor Ort.

Fachkräftemangel im Schulterschluss entgegenwirken

Ganz anders beim letzten Themenblock: Wenn Energie- und Fachkräftemangel sowie die medizinische Versorgung neu gedacht werden, wie Albert Sauter den Punkt einleitete, braucht es auch Fachkräfte(nachwuchs). Welche Ideen haben die OBs, um der Ausbildung dieser Menschen auf die Sprünge zu helfen?

Es sind viele Zahnrädchen, die ineinandergreifen müssen, ist sich Roland Tralmer sicher. Anders als beim Zentralklinikum sieht er keinen Handlungszwang zur Zentralisierung. Vielmehr sei es ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag, das Umdenken voranzutreiben. Dass beispielsweise dringend benötigte Ingenieure mindestens genauso angesehen seien wie Juristen, führte er exemplarisch auf. „Ich mache mir große Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland“, gab er zu.

Das Umdenken fange im Elternhaus an und führe weiter, dass Kitas und Schulen die entsprechende Ausbildung ermöglichen. Er sieht die Weichen dazu in Albstadt und beim Nachbarn Balingen bereits gut gestellt, es wurde viel in Kitas und Schulen investiert. Bei der Technologiewerkstatt könne er sich gut vorstellen, überregional zu kooperieren. Wichtig für ihn: Die Städte attraktiv machen für eine Rückkehr oder einen Herzug von Fachkräften in den Zollernalbkreis. Dies sieht Dirk Abel ebenso.

Wirtschaft und Kommunen müssen zusammenarbeiten

Wirtschaft und Kommunen seien gleichermaßen gefordert. Für ihn gehören auch weiche Faktoren wie das Wanderparadies in Albstadt oder die attraktive Innenstadt in Balingen dazu. Sein Appell: gemeinsam für den Landkreis werben, „dann profitieren wir am Ende alle davon“. Albert Sauter ergänzte, dass eine große Bedeutung habe, Menschen aus der Region als Studierende an die Hochschule Albstadt-Sigmaringen heranzuführen.

Nach eindreiviertel Stunden Austausch zog Olaf Baldauf ein positives Fazit: Er stelle fest, „auf allen Seiten den Willen zur Gestaltung gespürt zu haben“ und könne keine Zukunftsangst erkennen. Der Schlüssel zum Erfolg seien Kooperationen – nicht nur der Kommunen untereinander, sondern auch der Wirtschaft. Für dieses Resümee erntete er Zustimmung seiner Gesprächspartner.

Zum Originalartikel

40 Replies to “Was Albstadts und Balingens Oberbürgermeister für die Städte und den Landkreis erreichen wollen”

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