Bundesstraße 27: Schömberg will keine Tempo-30-Zone, sondern eine schnelle Umfahrung

31.01.2020 Von Daniel Seeburger

Die B 27-Umfahrung von Schömberg muss schnellstens verwirklicht werden. Was allerdings nicht kommen sollte, ist eine Tempo-30-Zone durchs Städtle. Das sei kontraproduktiv. Darin waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung „Ortsumfahrung oder Tempo 30 in Schömberg“ am Freitagnachmittag einig. Jetzt will man den Druck auf Behörden und Politik erhöhen. Zum Beispiel mit Lkw-Blockaden.

Albert Sauter von der Denkfabrik Zollernalb hatte zur Spedition Kraft-Vögele ins Industriegebiet Nord nach Schömberg eingeladen. Knapp 20 interessierte Schömberger und Bürger aus Nachbargemeinden waren gekommen.

Bürgermeister Karl-Josef Sprenger umriss die Thematik. Das Regierungspräsidium Tübingen (RP) hat vor kurzer Zeit „überraschend und ohne Vorankündigung“ eine Tempo-30-Zone auf einer Strecke von rund 500 Metern angeordent. Dadurch soll der durchschnittliche Lärmpegel von 73 db/A auf 70,5 db/A gesenkt werden.

Lärmbelastung liegt weiter über dem Grenzwert.

Der Grenzwert, ab dem eine gesundheitliche Beeinträchtigung eintritt, liege aber bei 70 db/A und könne durch eine Geschwindigkeitsreduzierung nicht erreicht werden, so Sprenger. Der Bürgermeister wies auf den Stand der Dinge bei der Ortsumfahrung hin. Dort liege Schömberg im vordringlichen Bedarf. Das Planfeststellungsverfahren laufe 2025 an, 2029 könnten dann die Bagger anrücken – wenn denn alles so verläuft wie erhofft. „Eine Umfahrung schützt die Gesundheit, schützt unsere Kinder und ist für uns wichtig“, führte Sprenger aus. Er wies darauf hin, dass es im Augenblick vor allem an Planern im RP fehle, deshalb, so die Aussage der Behörde, werde konsequent extern vergeben.

Albert Sauter: Flüsterasphalt besser als Tempolimit
Albert Sauter von der Denkfabrik Zollernalb verwies auf die Problematik, die vor allem die Anwohner zu spüren bekämen. „Das Anliegen der Lärmsenkung ist mehr als legitim“, erklärte er. Diese müsse zügig erfolgen. Als Möglichkeiten sieht er allerdings nicht ein Tempolimit, sondern wirkame bauliche Maßnahmen wie Flüsterasphalt, Schallschutzmaßnahmen, optimierte Ampelschaltungen und Über- oder Unterquerungen für Fußgänger.

Die Planungen vorziehen

Die Planungen für die Umfahrung müssten vorgezogen werden. „In fünf Jahren soll nicht vielleicht mit den Planungen begonnen werden, sondern in fünf Jahren soll die Umgehung fertig sein“, so Sauter. Eine Ortsumfahrung nannte er menschenverträglich, umweltverträglich und zukunftsweisend. „Schömberg braucht die Umfahrung jetzt“, sagte er. Karl-Josef Sprenger zitierte aus einem Brief aus dem RP, in dem ausgeführt wird, dass der Einbau eines Flüsterbelags frühestens in fünf oder sechs Jahren realistisch sei. Laut dem Bürgermeister senke Flüsterasphalt den Lärmpegel um 3 dz/A. Mit einer Tempo-30-Zone bleibe man im gesundheitsgefährdenden Bereich.

Manfred Riedlinger: Tempo-30-Gebot ein Beitrag fürs Narrenblättle

Das Tempo-30-Gebot sehe er als Beitrag fürs Narrenblättle an, erklärte Manfred Riedlinger. Franz-Xaver Koch von der Spedition Koch in Ratshausen, die überlegt, ins Industriegebiet Nord umzusiedeln, sprach sich für Flüsterasphalt als Sofortmaßnahme aus.
Er verwies aber auch auf die zusätzliche Belastung für die Anwohner, vor allem am Nadelör Kreuzung Zimmern/Dautmergen, wenn die Umfahrung nicht schneller kommt. „Wenn es klappen sollte, dass wir hierher kommen, würde das ein Chaos geben“, so Koch.

Drastische Aktionen

„Schöne Briefle helfen nichts“, so Koch. Lothar Obert schließlich empfahl drastischere Aktionen, beispielsweise eine regelmäßige Blockade der B 27 an der Steigung in Richtung Stadt. Auch Albert Sauter schlug publikumswirksame Aktionen als Möglichkeit vor, die politischen Entscheidungsträger auf die Problematik aufmerksam zu machen. „Diese Aktionen“, so Franz-Xaver Koch, „sollten aber in kurzen Intervallen
stattfinden“.

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