Mit dem Intercity nach Norden: Denkfabrik Zollernalb stellt Leuchtturmprojekt vor

01.11.2020

von Thomas Haug

Mit dem Intercity nach Norden: Denkfabrik Zollernalb stellt Leuchtturmprojekt vor
Olaf Baldauf (links) und Albert Sauter im Livestream der Denkfabrik Zollernalb.

Unter dem Motto „Zukunft Zollernalb: ICE Zollernstadt – Bahn Fernverkehr“ stellte am Freitagmittag die Denkfabrik Zollernalb einen neuen Denkanstoß zum Schienenverkehr vor. Dem Leitsatz treu, wurde die Vorstellung des Leuchtturmprojekts erstmals live im Internet übertragen. Landrat Pauli kritisierte diesen Denkanstoß, ebenso wie die Vision einer Zollernstadt, stark.

Um die Industrie zu halten und neue Betriebe anzusiedeln, brauche es mehr als die Zollernbahn, ist sich Albert Sauter, Frontmann der Denkfabrik Zollernalb, sicher. Es müsse aus unserer Region schnell und bequem mit dem Intercity in die Metropolen Deutschlands und Europas gehen.

Die Lebensqualität auf der Zollernalb sei traumhaft, daher gebe es viele Gründe den Lebensmittelpunkt hier zu wählen. Wenn aber die Arbeitsstelle weit weg sei, wäre das Einpendeln und Auspendeln am Wochenende eine blanke Katastrophe.

„Brauchen Bahnlinie parallel zur B27“

Die aktuelle Verbindung nach Norden sei alles andere als ideal, so Sauter. Statt direkt an den neuen Knoten des Stuttgarter Flughafens anzuschließen, führe die Bahnstrecke sichelförmig über den Osten nach Stuttgart.

„Wir brauchen eine Bahnlinie, die parallel neben der B27 nach Norden verläuft“, erläutert Albert Sauter. Auch sollen neue Bahnverbindungen nach Süden und Westen entstehen, die bisher nicht oder nur teilweise vorhandenen sind.

Durch die bisherigen ungünstigen Gegebenheiten verliere man scharenweise wertvolle junge Menschen an die Metropolregionen.

Ausbau des Fernschienenverkehrs auch Chance für Tourismus

Ein Ausbau des Fernschienenverkehrs sei auch eine große Chance für den Tourismus.

Weiter ging Sauter bei seinem Vortrag auf die Bedeutung der Ökologie ein. Bis 2040 wolle man bis zu 70 Prozent CO2 einsparen. Dies sei nur möglich, wenn man den Individualverkehr durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzen würde.

Als Gesprächspartner für den ersten Internet-Livestream eingeladen hatte Sauter den Albstädter Unternehmer Olaf Baldauf. Dieser erklärt, warum er wegen Corona derzeit lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel verzichte und dass diese zu Zeiten des Homeoffices eher eine untergeordnete Rolle spielen würden.

Baldauf ging dann aber auch auf die Vorteile des öffentlichen Personenverkehrs ein: Die Bahn sei eine stressfreie Alternative. Man könne die Zeit zum Arbeiten nutzen. Man müsse für die Region ein attraktives Angebot schaffen: ansprechende Bahnhöfe, moderne Haltstellen und Züge sowie eine angepasste Taktung.

Mobilität als Grundstein wirtschaftlichen Erfolgs

Mobilität sei einer „der Grundsteine unseres wirtschaftlichen Erfolges und unseres Wohlstandes“, deshalb wünsche sich Baldauf eine neue zweigleisige Bahnstrecke mit innovativer Technologie und betont abschließend: „Wir übernehmen Aufgaben, die uns eigentlich gar nichts angehen, weil wir es satt haben, zu warten, bis Entscheidungsprozesse, Verwaltungsabläufe endlich entscheidungsreif sind. Wir haben erkannt, wir müssen uns selber helfen, und wir müssen schauen, dass wir die Missstände, die wir hier überall haben, beseitigt kriegen.“

Landrat: Visionen nicht realisierbar

Nach der Live-Übertragung meldete sich Landrat Günther-Martin Pauli zu Wort. Die Visionen der Denkfabrik seien nicht realisierbar, man könne nicht Dinge in die Luft setzen, die nicht ernst zu nehmen seien. „Auf diesen Zug wird niemand aufspringen“, so Pauli.

Im selben Atemzug ging Pauli hart mit der Vision einer neuen Zollernstadt ins Gericht und erklärte den Anwesenden, wie eine subsidiäre Demokratie funktioniere. Diese basiere auf der größtmöglichen Selbstbestimmung der Gemeinden, was bei einer großen Zollernstadt zuwider laufen würde.

Reinhold Schlegel von der Denkfabrik beruhigte die Gemüter und meinte, bei der Arbeit der Denkfabrik gehe es darum, neue Ansätze zu schaffen – nicht gegen, sondern gemeinsam mit der Politik.

Der nächste Facebook-Livestream auf der Seite der Denkfabrik Zollernalb ist für den 26. November geplant.

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