Rege Diskussion in Frommern – Pläne für Hurdnagel-Ausbau forcieren und alle Kanäle nutzen

09.12.2020

Von Jasmin Alber

Rege Diskussion in Frommern – Pläne für Hurdnagel-Ausbau forcieren und alle Kanäle nutzen
Thema Hurdnagelstraße: Albert Sauter von Kern + Sohn und Thomas Jarck von Vötsch Industrietechnik (vorne) tauschten sich Kommunalpolitikern aus.

Der Ausbau der Hurdnagelstraße und die Anbindung an die Bundesstraße ist ein Dauerthema. Die Frommerner Geschäftsmänner Albert Sauter und Thomas Jarck haben nun die Initiative ergriffen – und dies zum Anlass genommen, am Mittwochnachmittag Vertreter der Kommunalpolitik sowie Anlieger und interessierte Bürger zum Austausch einzuladen. Es wurde rege diskutiert und das mögliche weitere Vorgehen besprochen.

Die Diskussion um den Ausbau der Hurdnagelstraße und die Anbindung an die B463 ist ein Dauerthema, das jetzt wieder ganz aktuell ist (wir haben berichtet). Die Frommerner Geschäftsmänner Albert Sauter (Kern & Sohn) und Thomas Jarck (Vötsch Industrietechnik) haben eine gemeinsame Erklärung verfasst – und dies zum Anlass genommen, am Mittwochnachmittag Vertreter der Kommunalpolitik sowie Anlieger und interessierte Bürger zum Austausch einzuladen.

Im Grunde waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig: Der Ausbau und Anschluss muss forciert werden, man müsse sämtliche Kanäle und Beziehungen zur Landes- und Bundespolitik nutzen und vor allem hartnäckig bleiben. Eines war im Rahmen des Austauschs aber ebenfalls klar: Für das komplexe Straßenbauprojekt müssen viele Rädchen ineinandergreifen.

Ausbau schon lange in Aussicht gestellt

Der Ausbau der Hurdnagelstraße, jene marode Straße, die Frommern und Weilstetten verbindet, und der Anschluss an die B463 sei seinen Eltern von der Balinger Stadtverwaltung schon 1999 in Aussicht gestellt worden. Das betonte Albert Sauter, der die gemeinsame Erklärung der beiden großen, in Frommern ansässigen Industrieunternehmen verlas, einmal mehr.

„Leider ist die Anbindung an die Bundesstraße noch immer nicht existent und bedauerlicherweise ist noch nicht einmal der Baubeginn in Sicht.“

Die beiden Firmen weisen „noch einmal nachdrücklich auf die Dringlichkeit und Notwendigkeit dieser Anbindung mit Auf- und Abfahrten in beide Fahrtrichtungen hin“. Denn: Der durch den Geschäftsbetrieb beider Unternehmen hervorgerufene Pkw- und Schwerlastverkehr müsse sich derzeit noch durch das Frommerner Ortsgebiet und an zwei Schulen vorbei ergießen – ein Dauerzustand, der nicht bleiben dürfe.

Bedeutend für künftige Standortpolitik

Für die künftige Standortpolitik habe die Bundesstraßenanbindung der Hurdnagelstraße sowie deren Ausbau eine fundamentale Bedeutung. Zwar ziehen beide Unternehmen keinen Wegzug in Betracht. Dafür spreche, dass bei beiden große Bauvorhaben in der Ziegelei sowie auf dem wenige Meter Luftlinie entfernten Vötsch-Gelände umgesetzt wurden oder geplant seien.

Dennoch sei die Anbindung an die Bundesstraße für künftige Entscheidungen in Sachen Erweiterung wichtig. Deshalb erwarten sowohl Sauter als auch Jarck, wie sie im Schreiben hervorheben, dass die Stadt ihre Bemühungen zur baldigen Realisierung der Anbindung Hurdnagelstraße „energisch vorantreibt und ein realistischer, verlässlicher Zeitplan entwickelt wird“. Er könne aus eigener Erfahrung nachvollziehen, ergänzte Jarck, dass große Bauvorhaben längere Zeit in Anspruch nehmen können. „Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass es 30 Jahre dauert.“

Zum Sachstand habe das Regierungspräsidium (RP) Tübingen auf Sauters Anfrage mitgeteilt, dass der Hurdnagelausbau unmittelbar mit dem Bau eines dritten Fahrstreifens auf der B463 zusammenhänge. Dafür müssten zunächst jedoch unter anderem mehrere Brücken saniert werden. Aufgrund anderer Gutachten und Analysen, so habe das RP informiert, könnten bis zum Baubeginn noch ein paar Jahre ins Land ziehen.

Reitemann: großes Interesse an Ausbau und Anschluss

„Wir haben auch großes Interesse daran, den Ausbau voranzutreiben und wir brauchen unbedingt den Anschluss“, konstatierte Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann im Anschluss an die Ausführungen der beiden Firmenvertreter. Der Kreisverkehr an der Bahnlinie sei bereits gebaut, ebenso die Beethovenstraße-West jüngst erneuert worden.

Man habe zudem Planungsraten im kommenden Haushalt vorgesehen, um die Ausbauplanungen bis zur Brücke an der B463 auf jeden Fall voranzubringen. „Wir hoffen, dass jetzt Drive reinkommt“, so Reitemann, der sich über das Engagement der ansässigen Unternehmen freut: „Das gibt uns Rückenwind.“

Appell: sämtliche Kräfte bündeln

Gegenwind gab es zu Reitemanns Ausführungen hingegen von Ulrich Teufel (SPD). „Ich beobachte die Sache schon 26 Jahre als Ortschaftsrat und seit 16 Jahren als Gemeinderat und bin mehr enttäuscht als optimistisch geworden.“ Er forderte, sämtliche Kräfte zu bündeln und hartnäckig zu bleiben. Man habe in Berlin einen Staatssekretär aus der Region und eine Landeswirtschaftsministerin aus Balingen sowie einen Verkehrsminister der Grünen, der das Projekt in ökologischer Hinsicht sicherlich unterstützen würde.

„Wir müssen das Thema ständig auf die Agenda bringen“, schloss sich Ortschafts- und Gemeinderat Günther Meinhold (CDU) an. Nur so habe man eine Chance auf zügigen Ausbau. Sein Gremiumskollege Dr. Gerhard Lay (FDP) forderte, mehr Interessierte mit in die Öffentlichkeitsarbeit einzubinden. Er brachte noch einen anderen Aspekt aufs Tapet: Die weiteren Ausbauplanungen der Straße seien auch für den neuen Klinikstandort bedeutend.

Ortsvorsteher fordert realistische Planungssicherheit

Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß forderte realistische Planungssicherheit. Er habe den Eindruck, dass Kommunalpolitiker von höheren Instanzen der Politik im Stich gelassen werden. Es sei wichtig, das Thema jetzt anzugehen und alle möglichen Beteiligten aktiv mit ins Boot zu holen. So ist das Thema auch in der nächsten Ortschaftsratssitzung erneut auf der Tagesordnung. Der Frommerner Rat ergreift die Initiative und möchte ein Schreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann aufsetzen.

Denn der Ausbau und Anschluss seien unabdingbar. Reuß führte auf, dass die Verkehrssicherheit der Schüler und die Lebensqualität verbessert werden könnten, nannte aber auch den ökologischen Aspekt. Denn die Balinger Straße habe die zweithöchste Verkehrs- und damit auch Umweltbelastung im Stadtgebiet – ganz anschaulich sei die Blechlawine im Berufsverkehr oder wenn die Frommerner Ortsdurchfahrt als Umleitungsstrecke genutzt werde.

Seine Partei sei nicht gerade bekannt dafür, Straßenbau zu befürworten, sagte der hiesige Grünen-Politiker Erwin Feucht. „Aber jeder Lkw, der aus der Blechlawine herauskommt, kommt der Umwelt zugute.“

Bisher Ausbau und Anschluss als eine Einheit betrachtet

Aus Sicht einer der Schulen äußerte sich Michael Vogel von der Waldorfschule, der nachfragte, was bis zur Realisierung angedacht sei. Bewusst habe man sich bereits für den Ausbau der Beethovenstraße vom Bahnhof Richtung Schule entschieden, antwortete Reitemann. Bisher habe man den Ausbau und den B463-Anschluss als eine Einheit gesehen.

Da sich die Anbindung nun aber weiter verzögere, liefen die Planungen des Ausbaus von Seiten der Stadt nun – auch zur Sicherheit der Schüler und aller Passanten, denn in der Hurdnagelstraße gibt es bisher keinen befestigten Gehweg. Parallel dazu wolle die Stadt an das RP herantreten und den Anschluss forcieren. Ein vorgezogener Ausbau der Straße bis zur ersten Brücke (von Frommern aus gesehen) sei im Übrigen denkbar, sagte er auf Nachfrage von Albert Sauter.

Es wäre aus psychologischer Sicht ein bedeutsames Zeichen, wenn Balingen baut und das Land nur noch nachziehen muss, unterstrich Sauter abschließend.

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