Die Denkfabrik Zollernalb – 2016 als Bürgerinitiative mit dem Anspruch, parteipolitisch neutral zu sein, gegründet – hat sich die Förderung des Infrastrukturausbaus in den Bereichen Breitband, Schiene und Straße zum Ziel gesetzt. Die jüngste Aktion stellten die Macher am Montag bei einem Vor-Ort-Termin in Albstadt vor: Die Initiative um Albert Sauter macht sich mit einer Plakatkampagne für den schnellen Ausbau der B 27 stark und tritt dem Bürgerprotest gegen die geplante Umfahrung bei Nehren vehement entgegen.
25 in den Kreisen Zollernalb und Tübingen platzierte großformatige Plakate sollen auf ein zentrales Anliegen der Denkfabrik hinweisen: den Ausbau der B27. „Tägliche Staus vom Zollernalbkreis nach Norden sind die traurige Gegenwart der Berufspendler, späte Heimkehrzeiten und traurige Kinder sind die logische Folge“, sagt Albert Sauter von der Denkfabrik Zollernalb.
Jahrzehntelanger Kampf für durchgängige Vierspurigkeit
Seit 60 Jahren kämpfe die Region für eine durchgehend vierspurige Straßenanbindung nach Tübingen. Diese Verkehrsader, an der der Zollernalbkreis wie an einer Nabelschnur hänge, sei eine „unendliche Geschichte“, für die nun mit der Ortsumfahrung Ofterdingen/Nehren ein neues Kapitel aufgeschlagen werde. Die Trasse Bad Sebastiansweiler, Ofterdingen, Nehren sei das zweitletzte Teilstück, das vor dem Schindhau-Basistunnel zur durchgängigen Vierspurigkeit fehle.
Keine weiteren Umplanungen
„Dass für diese neue Trasse bislang unerschlossene Flächen überbaut werden müssen, lässt sich nicht verhindern und liegt in der Natur der Sache“, meint Sauter. Die betroffene Wiese werde nun aber von den Demonstranten als „die Mutter als Obstwiesen“ dargestellt und quasi „heilig“ gesprochen. Sauter und seine Mitstreiter wollen mit der Plakataktion deutlich machen, dass der vierspurigen Ausbau der B 27 dringend realisiert werden müsse, auch wenn es die eine oder andere Wiese koste und die „große Mehrheit der Straßenbefürworter“ einer „kleinen Minderheit von Lurch-Aposteln“ gegenüberstehe.
Albert Sauter: „Es ght um die Menschen“
„Es geht um die Menschen“, betont Albert Sauter, „also um die Pendler, die auf dieser Strecke zur Arbeit fahren, die Familien, die hierüber zum Sport oder zur Freizeitbeschäftigung fahren, und um die Kinder, die auf ihre Eltern warten – Stichwort: Wann kommt Mami oder Papi heim?“ Die Denkfabrik fordert deshalb die Beseitigung der verkehrlichen Lücke „jetzt, hier und heute – und nicht erst in 20 Jahren nach weiteren Umplanungen.“
Zur besseren Verkehrsanbindung gehört auch die Talgangbahn
Zu einer besseren Verkehrsanbindung Albstadts, ergänzt Olaf Baldauf, gehöre auch die Umfahrung von Lautlingen und die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Tübingen nach Albstadt sowie die Reaktivierung der Talgangbahn. Mit Blick auf Letzteres appelliert Baldauf an Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, belastbare Zahlen zu beschaffen und Klarheit in Bezug auf die Förderzusagen und Verteilungsschlüssel von Bund und Land zu schaffen. „Es muss klar sein, wer im Fall eines Falles welche Kosten zu stemmen hat.“
Aufruf zum Urnengang am 14. März
Dass der Zollernalbkreis eine starke Stimme brauche, ist für Reinhold Schlegel keine Frage. Den Umstand, dass in zwei Wochen in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt wird, nehmen Baldauf, Schlegel und Sauter zum Anlass, die Wahlberechtigten zum Urnengang aufzurufen. Die Plakataktion solle die Bürger animieren, die Wahlprogramme darauf abzuklopfen, welche Ziele die Kandidaten und Parteien für die Region haben. „Ebenso lohnt der Blick darauf, wie sich die Parteien zum B 27-Ausbau bisher gestellt haben und wer was geleistet hat“, gibt Sauter zu bedenken. Politisches Gewicht, das der Zollernalbkreis in der Landesregierung durch die Wirtschaftsministerin habe, müsse in bare Münze umgewandelt werden.
